Abseits von verbitterter Opferrollenmelancholie widmet sich die Kärntner Mixed-Media-Künstlerin Barbara Rapp, Preisträgerin des deutschen „Kaiserswerther Kunstpreises“, den modernen Erscheinungen rund um die Themenkreise Gender-Mainstreaming, Queer & Co. Am 18.09. wird sie erstmals in Graz ihre 2011 in Düsseldorf preisgekrönten, wie auch aktuelle Werke, in der Galerie Blaues Atelier vorstellen. Die kokette und titelspendende Installation „Zwischen den Beinen tun sich vermeintlich Welten auf“ gehört neben der „GenderBoxOpen“ zur aktuellen Präsentation, welche vom Grazer Kulturstadtrat Michael Grossmann eröffnet werden wird. Ebenso wird die Frauenbeauftragte der Stadt Graz, Maggie Jansenberger erwartet.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Galerie Blaues Atelier mit der Villacher Galerie Offenes Atelier D.U. Design.
Zwischen den Beinen tun sich Welten auf
Eine Ausstellung rund um Gender, Queer & Co.
Vernissage: 18.09.2012 um 19h
Begrüßung: Florinda Ke Sophie
Eröffnung: Kulturstadtrat Michael A. Grossmann
„Angeregt durch die Gender-Diskussion, die in den letzten Jahren lauter und aktiver geworden ist, setze ich mich zunehmend bewusst mit dieser Begrifflichkeit und ihren Hintergründen auseinander.“, argumentiert Barbara Rapp ihre inhaltliche Ausrichtung. Gender als Synonym für das soziale oder psychologische Geschlecht einer Person schließt viel mehr in die diesbezügliche Betrachtung ein, als die alleinige Festlegung auf das rein biologische Geschlecht es tut. Dazu gehören etwa Kleidung, Beruf, spezifische Verhaltensweisen oder das kulturabhängige Rollenverständnis des Einzelnen. „Das daraus gewachsene Schlagwort Gender-Mainstreaming, das den Versuch einer Gleichstellung der Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen beschreibt, dockt praktisch nahtlos an meine zuvor behandelten Frauenthemen an.“ stellt die Bildende Künstlerin fest. Nicht weit davon entfernt bewegen sich die auch heute gültigen Fragen rund um Identität und Individualismus. Diese Themen und ihre hervorgebrachten diffusen Verunsicherungen greift sie ebenso in ihrer Arbeit auf.
„Verbitterte Radikalfeministinnen zählen nicht zu meinen Vorbildern; ich sehe sehr wohl auch die Problemstellungen für die Männer in der heutigen Gesellschaft existieren. Allerdings sind die sowohl beruflichen als auch familiären Herausforderungen für Frauen immer noch ungleich höher. Ganz abgesehen von der boomenden Schönheitsindustrie, Gewalt gegen Frauen und Kinder, oder das Problem der weiblichen Genitalverstümmelung - nicht nur in Afrika und im Nahen Osten, sondern auch hier bei uns.“ (Zitat: Barbara Rapp)
Die 1972 in Klagenfurt geborene Barbara Rapp interpretiert sensibel und auch provokant, mit gesellschaftspolitischem Weitblick, die kritischen Punkte unserer Zeit. Das Aufwerfen von aktuellen Fragestellungen ist unverzichtbarer Bestandteil ihrer Arbeit. So tingelt die international ausstellende Künstlerin derzeit als Initiatorin des interaktiven Kunstprojekts „bist du gender oder was?“ mit ihren GenderBox.onetwothree-Performances durch die Lande. Sie will so viele Menschen wie möglich mit den Schlagworten Gender-Mainstreaming, Queer & Co. konfrontieren, um ihnen individuelle Meinungen zum Thema zu entlocken. Als Aufklärungsarbeit möchte sie ihre Kunst entgegen mancher Zuordnungen jedoch keinesfalls verstanden wissen. Vielmehr sieht sie sich selbst als subjektiven Filter hereinströmender Wahrnehmungen zu den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen.